Eine im International Journal of Social Psychiatry veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Traumata in der Kindheit und Zwangsstörungen bei Erwachsenen. Forscher von Einrichtungen in Italien haben die vorhandene Literatur gründlich untersucht und sich dabei auf die Frage konzentriert, wie verschiedene Formen von Kindheitstraumata mit dem Schweregrad und den Symptomen von Zwangsstörungen zusammenhängen.
Bei der Überprüfung wurden Studien aus vier großen Datenbanken - PubMed, Web of Science, EMBASE und PsycINFO - analysiert. Das Ergebnis waren 22 Studien mit insgesamt 5 603 Teilnehmern, bei denen eine Zwangsstörung diagnostiziert wurde, mit einem Durchschnittsalter von 29,8 Jahren und einer Geschlechterverteilung von 52% Frauen.
Die Ergebnisse weisen auf einen wesentlichen Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Zwangsstörungen hin. Insbesondere emotionaler Missbrauch und Vernachlässigung korrelierten stark mit höheren Werten auf der Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale, einem weit verbreiteten Maß für den Schweregrad von Zwangsstörungen. Personen mit einer solchen traumatischen Vorgeschichte wiesen eine erhöhte Rate an spezifischen Zwangsvorstellungen auf, darunter religiöse, sexuelle und aggressive Themen.
In zwei der untersuchten Studien wurden Mechanismen vorgeschlagen, durch die ein Kindheitstrauma die Entwicklung einer Zwangsstörung beeinflussen könnte. Dazu gehören Veränderungen in der Kleinhirnstruktur und Störungen in den Stressreaktionssystemen des Körpers, die zur Manifestation von Zwangssymptomen beitragen könnten.
Insbesondere wurde in der Übersichtsarbeit hervorgehoben, dass Personen mit einer traumatischen Vorgeschichte häufig eher an einer behandlungsresistenten Zwangsstörung leiden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass Gesundheitsdienstleister traumainformierte Ansätze in ihre Bewertungs- und Behandlungspläne für Zwangsstörungen einbeziehen.
Trotz der Eindeutigkeit dieser Ergebnisse weisen die Autoren darauf hin, dass die vorhandenen Forschungsarbeiten methodisch unterschiedlich sind, was die Interpretation der Ergebnisse erschwert. Künftige Studien sollten darauf abzielen, die Ansätze zu standardisieren, Langzeiteffekte zu untersuchen und die biologischen Mechanismen weiter zu erforschen, um den Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und Zwangsstörung zu klären.
Insgesamt unterstreicht dieser Bericht, wie wichtig es ist, die langfristigen Auswirkungen von Kindheitserfahrungen auf die psychische Gesundheit im Erwachsenenalter zu verstehen, insbesondere bei Zwangsstörungen. Eine bessere Anerkennung dieser Faktoren könnte zu wirksameren Behandlungsstrategien für Menschen führen, die unter dieser schwächenden Erkrankung leiden.